Einige halten mich für etwas verrückt - unabhängig von Jahreszeiten laufe ich pro Monat einige Kilometer barfuß. Unterwegs sorgt das immer wieder für Schmunzler, aber ich sags dir! das hat Sinn!
26 Knochen, 33 Gelenkverbindungen, 20 Muskeln und an die 100 Bänder und Sehnen sorgen nicht nur für festen Stand sondern auch für Bewegung und Beweglichkeit! Unglaublich, dass das alles funktioniert - oder?
Der Fuß verfügt über 70.000 Nervenzellen die ständig mit unserem Gehirn in Verbindung stehen und melden was "da unten" passiert und unser Gehirn versucht alles so zu timen, dass unsere Bewegungen sicher und ökonomisch ablaufen.
Nicht nur die Fußsohle die den Kontakt meldet - auch die kleinsten Zehengelenke, die Mittelfußgelenke und das obere und untere Sprunggelenk geben ihre Meldung über kleinste Nerven dauernd ab.
Sie stecken in Gelenkkapseln, Bändern, Sehnen und Muskeln. Diese Nerven, zuständig für die Tiefensensibilität, sind immer aktiv.
Klitzekleine Muskeln, kurze und lange Zehenbeuger, kleine Müskelchen mit nahezu unaussprechlichen lateinischen Namen, Faszien-verspannende Muskeln, Muskeln die über ein oder mehrere Gelenke arbeiten .... wirklich viele Möglichkeiten sind hier vernetzt.
Teste mal selber: stelle dich doch mal auf ein Bein - wenn du dich traust - schließe deine Augen und halte einen Moment mal inne - spürst Du wie dein ganzer Körper arbeitet um stabil stehen zu bleiben?
Dein Fuß ist ein Messinstrument - aufsteigende Nerven melden an dein Kleinhirn was passiert und dein Kleinhirn gibt den Befehl eine Korrektur einzuleiten: Dein Fuß arbeitet, deine Knie, Hüften, Rücken... alles passt perfekt zusammen!
Nun stell dir aber mal vor was ein Schuh aus all diesen Informationen werden lässt? Dein Gehirn weiß gar nicht mehr ob der Untergrund steinig oder glatt ist, nach links geneigt, eben, löchrig.... Hier muss dein Auge einen erheblichen Teil zu deiner Laufleistung beitragen - dein Auge meldet ebenfalls etliche Kleinigkeiten permanent an dein Gehirn.
Fuß-Gehirn-Auge, auch das Gleichgewichtsorgan in deinem Ohr, leisten alle ein geniales Zusammenspiel.
Ein Schuh macht da schon richtig was aus - über Schuhe kann man beim Laufen und mit Läufern unendlich viel diskutieren, wie schon in dem Beitrag Dein optimaler Schuh zu lesen ist.
Aber, der beste Schuh ist nichts wert, wenn der Fuß darin verarmt - wenn der Fuß an Reizen verarmt!
Schuhe haben sich unsere Vorfahren wahrscheinlich ausgedacht um Füße vor Verletzungen zu schützen. Wege waren wohl kaum ähnlich komfortabel wie heute.
Im Laufe der Entwicklung kam da natürlich immer mehr dazu - bis zum heutigen Schuh - insbesondere dem Laufschuh hat sich so einiges getan - nicht nur an Schutz, auch Comfort und Optik wurden mit einbezogen. Zum Glück, muss man da sagen, geht die Entwicklung auch ständig weiter - teilweise auch wieder rückwärts - ich erinnere mich noch gut an Nike free - 2004 eine kleine Revolution. Laufen wie barfuss - ich kann mich noch daran erinnern, da gab es eine Zunahme an Achillessehnen-Problemen unter Läufern die das gar nicht gewohnt waren.
Was war da passiert?
In einem Schuh, der gut gedämpft ist, der eine ausgeklügelte Unterstützung hat, eine überhöhte Ferse gegenüber dem Vorfuß - waren Nerven, Bänder und Sehnen gar nicht mehr richtig in der Lage zu messen was da auf einmal gefordert wurde. Muskeln waren regelrecht verkümmert - und konnten auf die Signale aus dem Kleinhirn gar nicht mehr reagieren. Eine regelrechte Welle der Überforderung kam da auf Fußstrukturen zu. Die Antwort waren Schmerzen, Entzündungen und einige frustrierte Freizeitläufer.
Mit der Zeit gewöhnte man sich daran und die Entwicklung ging weiter - auf der einen Seite Richtung MEHR Comfort und Unterstüzung aber auch Richtung WENIGER IST MEHR: Vibrams Fivefingers entwickelten sich weiter.
Für mich persönlich spielen barfuß-Schuhe allerdings keine große Rolle, denn was der barfuß-Schuh kann, kann unser Körper schon lange.
Vielleicht kennst Du auch die Empfehlungen von manchen Orthopäden, insbesondere bei Fuß-Fehlstellungen: "laufen sie mehr barfuß!" jap! da ist was dran - denn barfußlaufen ist ein Training! Training für die Messfühler und dein Gehirn!
Aber.... wer läuft schon barfuß? im Haus, ok.... meistens ist aber auch das nur kurze Wege oder "barfuss in der Küche stehen" oder?
Versuche doch mal wirklich draußen zu gehen oder zu laufen! Mach mal Strecke!
Hier 3 Tips für den Anfang:
1. beginne langsam - der Anfang ist vielleicht sehr unangenehm für dich - aber es lohnt sich! Höre zu was dein Fuß über den Untergrund "erzählt"! Tempo ist ganz zweitrangig. Gehe langsam und bewußt!
2. fasse dich kurz - eine Strecke von 200 Metern reicht für den Anfang!
2. regelmäßig - um einen positiven Effekt zu spüren solltest Du über mehrere Wochen dranbleiben! Zu Beginn mal 1x/Woche damit die Haut sich auch wieder regenerieren kann.
Die Vorteile des barfuss-laufens oder vielmehr - nahezu-barfuss-laufens sind enorm:
Wer Barfuss läuft, erhält ein intensives Feedback, was sich unter seinen Fußsohlen abspielt. Er tritt die Natur nicht
platt – er nimmt sie aktiv wahr. Die Reizaufnahme ist von großer Wichtigkeit!